”Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben, als sie hungerten, und Wasser aus dem Felsen hast du für sie hervorgebracht, als sie dürsteten; und du hast ihnen befohlen, hineinzugehen und das Land einzunehmen, über das du deine Hand [zum Schwur] erhoben hattest, es ihnen zu geben. Aber sie und unsere Väter wurden übermütig und halsstarrig, sodass sie deinen Geboten nicht folgten;  und sie weigerten sich zu hören, und gedachten nicht an deine Wunder, die du an ihnen getan hattest, sondern wurden halsstarrig und gaben sich selbst ein Oberhaupt, um in ihrer Widerspenstigkeit in die Knechtschaft zurückzukehren. Aber du bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langmütig und von großer Güte, und du hast sie nicht verlassen“.  (Nehemia 9, 15-17)

In diesem levitischen Gebet wurde den Israeliten vor Augen gestellt, wer sie vor Gott sind und wer Gott ist! Sie haben die Barmherzigkeit Gottes ignoriert, waren aufsässig, oberflächlich und stur geworden. Sie meinten selbst zu wissen, was sie tun müssen und auch was nicht. Vielleicht sind wir als heutige Christen manchmal auch so eingestellt? Alles in der Bibel betrifft auch uns heutige Christen. In 2. Timotheus 3, 16-17 steht: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet“.

Die Frage ist (wenn es sich so verhält), ob wir unseren geistlichen Mangel wahrnehmen? Körperlichen Mangel erkennen wir meist sehr schnell. Wenn wir Hunger oder Durst haben, sind die Wege kurz, diesen Mangel zu beheben. Sind wir müde, wissen wir, wo wir uns wann hinlegen können.

  • Aber wie ist es bei einem Mangel an geistlichen Dingen?
  • Beten wir noch?
  • Lesen wir noch in der Bibel?
  • Haben wir das Bedürfnis, Gott zu loben und IHM zu danken?
  • Leisten wir noch Fürbitte für anderen Menschen und Mitchristen?
  • Sind wir Täter des Wortes oder mehrheitlich nur Hörer? 

In unserer Gesellschaft hat sich die Werbeindustrie ganz massiv der Erweiterung unserer Bedürfnisse verschrieben. Und nicht selten werden Begehrlichkeiten geweckt, von denen man vorher gar nicht wusste, dass man sie hat. Die Gefahr dabei ist, dass man den ganzen Tag und auch die Nacht über damit beschäftigt ist, an seine vermeintlichen Engpässe und gesellschaftlichen Lücken zu denken. Die wirklichen Bedürfnisse bleiben dabei oft auf der Strecke und die Ansprüche werden immer größer. Wer nicht mithalten kann und will, riskiert Ausgrenzung, Isolation, Überschuldung und manchmal sogar seine Beziehung und Ehe. Überzogene Erwartungen und falsche Hoffnungen können einem das Leben vermiesen und versauern.

Aber wie bereits erwähnt:

  • Wie steht es um unsere Bedürfnisse nach dem Brot des Lebens (Johannes 6,35) und nach dem lebendigen Wasser (Johannes 4,10)?
  • Wie wichtig ist mir Jesus Christus?
  • Wie sieht es aus mit geistlicher Gemeinschaft, die uns wahre Kraft, Hoffnung, Friede, Trost und Auferbauung schenkt?

Es ist wahr, der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jedem Wort, das aus dem Mund Gottes geht (Matthäus 4,4). Diese Bedürfnisse sollten vor allem anderen stehen. Auch unsere Seele braucht Nahrung und hat ein Verlangen nach Aufmerksamkeit. Manchmal muten wir ihr so einiges zu, was schwer verdaulich ist. So manche unterschwellige Unzufriedenheit in unserem Leben als Christ resultiert aus einer geistlichen Unterernährung.

Vielleicht können wir uns das so gar nicht richtig vorstellen, wie das ist, wenn unsere Seele Hunger hat? Wenn sie sich nach geistlichen Segnungen sehnt. Und wenn wir von neuem geborene Gläubige sind (Johannes 3,3), dann spüren wir auch diesen Hunger danach und haben Freude daran, uns mit geistlichen Dingen zu beschäftigen. Nehemia forderte die Israeliten auf, in das Land einzuziehen und es einzunehmen (Nehemia 9,15). Im übertragenen Sinne sind das diese geistlichen Segnungen, die wir in Anspruch nehmen sollen. Nicht indem wir nur darauf starren, sondern damit arbeiten und darüber nachdenken, sprechen, beten, meinen Glauben investieren und einen Nutzen für mich suchen etc.

In Epheser 6, 10-20 wird dies ganz konkret, und die Frage wird beantwortet, warum wir uns hier bemühen sollten und auch wie wir das umsetzen können. Wir kennen diese Zeilen und können sie nun unter den genannten Aspekten ganz neu lesen und verstehen: „Im Übrigen, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels;  denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen]. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt. So steht nun fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, und die Füße gestiefelt mit der Bereitschaft [zum Zeugnis] für das Evangelium des Friedens. Vor allem aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt, und nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen, auch für mich, damit mir das Wort gegeben werde, sooft ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums bekannt zu machen, für das ich ein Botschafter in Ketten bin, damit ich darin freimütig rede, wie ich reden soll“.

Wenn wir uns hier engagiert zeigen und es ernst nehmen, nehmen wir gleichzeitig das Land ein, was Gott uns geben will. Weder der Kühlschrank, noch der Fernseher oder der Computer, noch die Arbeitsstelle, das Bankkonto oder auch der Partner können so ein geistliches Defizit ausgleichen. Jeder ist auch ein Stück weit für sich selbst und sich alleine ein Christ. Das bedeutet: Wenn ich müde bin, kann ich auch meinem Partner oder Freund nicht darum bitten für mich zu schlafen und sich zu erholen.

Jeder Geist und jede Seele steckt in seinem eigenen Körper. Sicherlich sollen wir auch füreinander beten (Jakobus 5,16), aber wenn wir es selbst nicht fertigbringen uns darum zu kümmern, wie soll meine Seele satt werden? Dann werde ich meine Seele versuchen, mit Dingen zufriedenzustellen, die nur mein Fleisch befriedigen – für eine Zeit. Das funktioniert aber nicht. Im Glauben fest und erwachsen zu werden, wird so sicherlich nicht klappen. Daher werden wir aufgefordert Prioritäten zu setzen – und uns an das Gebet, das Bibellesen und die Gemeinschaft zu gewöhnen und lieb werden zu lassen. Es wird nicht umsonst sein und auf alles andere einen gesegneten Einfluss haben. – Matthäus 6, 31-33: ”Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen”. 

Nach Gottes Reich trachten bedeutet (ihr ahnt es vermutlich schon) in das Land einzuziehen und es einzunehmen. Das ist eine tägliche Aufgabe, denn unser ungeistliches Fleisch, diese Welt und sündige, dämonisierte Gesellschaft will uns immer wieder aus dem eingenommenen Land heraus schmeißen und uns unverschämterweise unterjubeln, dass wir hier nichts zu suchen haben. Lassen wir uns hier nicht belügen und vergraulen. Wir sind als Kinder Gottes viel mehr in der geistlichen Welt zu Hause, als in der materiellen und irdischen Welt. Das sollte uns klar werden.

Wir sind als in Christus Erlöste nicht mehr von der Welt (Johannes 17, 14-16). Und wir sind reich beschenkt. Leider vergessen wir das manchmal. In Römer 8, 31-32 schreibt Paulus: „Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken“? Amen.

Jörg Bauer