”Die Brüder aber schickten noch in derselben Nacht Paulus und Silas nach Beröa. Als sie dahin kamen, gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese aber waren freundlicher als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort bereitwillig auf und forschten täglich in der Schrift, ob sich’s so verhielte. So glaubten nun viele von ihnen, darunter nicht wenige von den vornehmen griechischen Frauen und Männern”.  (Apostelgeschichte 17, 10-12)

Wer seinen Glauben festmachen will, der muss auch eifrig sein, wenn es darum geht die Bibel zu studieren und sich mit dem Inhalt des Wortes Gottes ernsthaft (glaubend) auseinander zu setzen. Es war sicherlich von den Gläubigen aus Beröa, dem Paulus gegenüber, kein Misstrauen oder eine Beleidigung, anhand der Schrift zu prüfen, was sie von ihm gehört hatten. So sollten wir ebenso handeln, und in der Lage sein, die Dinge, die wir hören und lesen zu prüfen. Johannes Calvin schreibt in seinem Kommentar: ”Die Schrift ist ja der Prüfstein, an welchem alle Lehren zu erproben sind. Sollte jemand einwenden, dass solche Prüfung nicht über den Zweifel hinausführe, weil die Schrift oft dunkel sei und sich nach mancherlei Sinn drehen lasse, so sage ich, dass man zugleich das Urteil des Geistes anwenden muss, der mit gutem Grund ein Geist der Unterscheidung heißt. Unter Anleitung und Führung dieses Geistes sollen aber die Gläubigen ihr Urteil über jegliche Lehre allein nach der Schrift bilden”.

Ein Christ sollte sich nicht auf die Kirche oder Gemeinde, noch seine Beziehungen verlassen, wenn es um den Inhalt des Glaubens geht. Jeder gläubige Mensch ist selbst in der Lage, mittels des Heiligen Geistes und der Bereitwilligkeit es genau zu wissen, in die Tiefe zu gehen, sowie Sinn und Zweck eines Bibeltextes richtig zu verstehen.

In Hebräer 5, 12-14 lesen wir eindringliche Worte: ”Und ihr, die ihr längst Lehrer sein solltet, habt es wieder nötig, dass man euch die Anfangsgründe der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht feste Speise. Denn wem man noch Milch geben muss, der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines Kind. Feste Speise aber ist für die Vollkommenen, die durch den Gebrauch geübte Sinne haben und Gutes und Böses unterscheiden können”.

Wer etwas klar unterscheiden kann, ist weise und zeigt, dass er verstanden hat, worum es geht. Wer geübt und erfahren ist im Wort, weiß auch, mit welchen Schlichen der Satan auftritt. Der Teufel kennt die Bibel ebenfalls. 

Es gibt also einen klaren Zusammenhang zwischen Glaubensfestigkeit und Unterscheidungsvermögen einerseits und angeeignetem Bibelwissen sowie gewonnener Erfahrung und Erkenntnis andererseits. Gott allein ist zwar immer der Gebende, aber wir werden dennoch aufgefordert, unseren Beitrag zu leisten, um zu wachsen und zu lernen. Nochmals Calvin: ”Man würde aber vergeblich in der Schrift forschen, wenn sie nicht ein zu unserer Belehrung hinreichendes Licht besäße. Es muss also der Grundsatz feststehen, dass keine Lehre glaubwürdig ist, bei der wir uns nicht überzeugt haben, dass sie sich auf die Schrift gründet”. Gerade in der heutigen Zeit, wo aus jeder Ecke scheinbar eine neue Offenbarung kommt und Gott angeblich voll mächtig am Wirken ist, müssen wir uns allein auf die Schrift berufen. Und wenn manche Lehren und Aussagen nicht eindeutig bibelkonform sind, dann müssen wir sie auch strikt ablehnen.

Wer keine oder wenig Ahnung hat von der Bibel, ist entsprechend auch anfällig für so manche skurrilen Neuoffenbarungen oder merkwürdigen Auslegungen. Der Teufel weiß, dass er bibelfeste Christen nur schwerlich verführen kann, und wissen sollten wir ebenfalls, dass der Feind Gottes die Bibel auch kennt (Matthäus 4,6)! Wir sollten die Bibel bereitwillig und gerne lesen und keine Angst vor dem Nichtverstehen haben. Gottes Geist und unser Eifer lassen immer etwas Positives entstehen und Dinge begreifbar machen, die anfangs noch verschwommen waren. Es soll zwar nicht jeder ein Lehrer sein (Jakobus 3,1), aber zu wissen, daß man es könnte, hilft einem sehr, Gott in seinem Wort mehr und mehr zu verstehen, den wahren Glauben zu verteidigen, und nicht zuletzt Jesus Christus zu lieben. William McDonald schreibt: „Die Brüder« in Thessalonich entschieden sich, daß es wohl besser wäre, wenn die Prediger nun die Stadt verlassen würden und so »sandten« sie sie »sogleich in der Nacht . . . nach Beröa«. Diese unermüdlichen und nicht klein zu kriegenden Evangelisten »gingen« schnurstracks wieder »in die Synagoge der Juden«. Als sie dort das Evangelium predigten, zeigten die Juden ihre Offenheit, indem sie in den »Schriften« des AT alles nachlasen, untersuchten und verglichen. Sie hatten eine recht schlichte und belehrbare Haltung und waren darauf bedacht, alle Lehren anhand der Heiligen »Schriften« zu hinterfragen. »Viele« dieser Juden »glaubten«. Und es gab auch eine größere Anzahl von Bekehrungen bei den heidnischen »vornehmen Frauen und Männern“.

Wir sollen durch Studieren der Bibel unsere Sinne schärfen (Hebräer 5,14). Je mehr wir das tun, umso klarer wird unser geistlicher Blick für die Wahrheit der Bibel. Der absolute Höhepunkt der ganzen Bibel ist ohne jeden Zweifel das, was wir in Galater 4, 4-5 lesen: ”Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen”.

Die Menschwerdung Gottes ist das zentrale Thema der Bibel, und letztlich der Grund und das Ziel unseres Glaubens an das Evangelium, also der Vergebung der Sünden durch Gottes Sohn Jesus Christus. Kein Mensch war wie Jesus, dessen Lebenslauf schon Jahrhunderte vor seiner Geburt festgestanden hat. Wer kann das schon von sich behaupten?

Das Alte Testament, das etwa 450 v. Chr. bereits fertiggestellt wurde, beinhaltet über 300 Prophezeiungen über den kommenden Messias, die sich alle im Leben, Sterben und in der Auferstehung Jesu erfüllten. Gegenüber den Juden äußerte sich Jesus wie folgt: ”Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeugt; aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet” (Johannes 5, 39-40). 

Wir tappen im Dunkeln, wenn wir die Bibel nicht im Zusammenhang mit dem Sohn Gottes, Jesus Christus und dem Evangelium lesen und verstehen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Petrus schreibt in seinem Brief: ”Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist” (2. Petrus 1, 19-20).

Wer die Wahrheit sucht, kommt an Jesus nicht vorbei (Johannes 14,6). Und wer die Bibel liest um Antworten auf existentielle Fragen seines Lebens zu erhalten, wird nicht enttäuscht werden können, wenn er Jesus im Blick hat. Zudem hilft uns biblisches Wissen die Geister zu unterscheiden (1. Korinther 12,10).

Jesus ist der Anfänger und Vollender des Glaubens (Hebräer 12,2) und der Mittelpunkt des Wortes Gottes. In Psalm 119,105 lesen wir: ”Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege”. Gottes Wort bietet Licht, damit wir laufen können ohne zu stolpern und ohne uns im Kreis zu drehen. Das gilt, wann immer wir im Glauben die Bibel zur Hand nehmen und Gott auch darum bitten, uns im Heiligen Geist zu lehren und uns Erkenntnis und Verständnis zu geben. So haben wir jeden Tag und so oft wir davon Gebrauch machen, Anteil an der ewigen Wahrheit.

Jörg Bauer