Hat Angst etwas mit dem Sinn des Lebens zu tun? In der Tat: letztlich beruht Angst auf einer begründeten oder oft auch nur vermuteten Erwartung des Verlusts der Sinnfälligkeit, die man seinem Leben in vielfältiger Weise gibt und geben muss, etwa in Gestalt der Sicherung der eigenen Existenz, im Beruf, in Ansehen, Karriere, Beziehungen o.ä., aber auch in der eigenen Gesundheit.
Das Problem hierbei ist das Wissen oder auch nur unbewusste Erahnen dessen, dass diese Sinnfälligkeiten alle vergänglich sind. Daraus entsteht diese fatale Erwartungshaltung, die je nach Situation extrem konkret sein kann (etwa bei real bevorstehendem Verlust des Arbeitsplatzes) oder nur als numinoser Verdacht besteht.
So heißt es auch im Buddhismus, dass der Grund allen Leidens – und Angst ist Leid – das „Anhaften“ am Vergänglichen ist. Dadurch, dass der Mensch den Sinn seines Lebens in nichts anderem als in vergänglichen Dingen sieht, ist der Verlust vorprogrammiert – nämlich auf den Moment hin, wo ihm dieser Sinn infolge seines vergänglichen Wesens entgleitet.
Angst ist die Erwartung des Verlustes
Eine weitere fatale Konsequenz dieser Angst ist, dass der Mensch sich nun genötigt fühlt, den Bestand seines vergänglichen Lebenssinns notfalls gegen die Interessen anderer zu sichern oder mit Gewalt zu verteidigen. Das ist letztlich der Grund allen Leids, das sich Menschen gegenseitig antun, sei es durch Kriege zur eigenen Machterweiterung, durch Unterdrückung und Ausbeutung anderer, Korruption, Mord, Folter oder auch nur in Form von Intoleranz, Mobbing am Arbeitsplatz o.ä. Der Mensch empfindet nicht nur Angst in sich selbst, er erzeugt es auch in anderen.
Der Buddhismus bietet zur Überwindung von Leid und Angst hoch verfeinerte Methoden zur Elimination des Anhaftens an. Es entbehrt nicht einer gewissen Logik, dass der Endzustand des Buddhisten dementsprechend das Nirwana ist, das Nichts. Es gibt dann nichts mehr, woran der Mensch noch verhaftet ist. Er verlöscht.
Aber was, wenn diese Diagnose von Leid und ihre lebensfeindliche Antwort zur Lösung des Problems auf einem fatalen Irrtum beruht? Ist der Gedanke nicht viel naheliegender, dass der Fehler nicht an dem Bedürfnis des Anhaftens liegt, sondern daran, dass der Mensch sich für das falsche Objekt des Anhaftens als sinngebendes höchstes Gut entscheidet, für das Vergängliche an Stelle des Unvergänglichen?
Allerdings stellt sich sofort die Frage: gibt es dieses Unvergängliche, und wie kann man es sich zu eigen machen oder erfahren? Wie das möglich ist, ist tatsächlich das zentrale, eigentliche Thema des Christseins, und darin ist es einzigartig. Das gibt es nur hier. Das ist die tiefste, eigentliche Lösung des Dilemmas der Menschheit. Leider ist das kaum bekannt. Daher auch die Online-Glaubens-Akademie.
Dabei werden Besitz, Ansehen, zwischenmenschlichen Beziehungen usw. in keiner Weise ihre Bedeutung abgesprochen – Christsein ist nicht Askese, wie oft fälschlich unterstellt – sondern das Problem beginnt dann, wenn der Mensch sich für diese Dinge als einzigen und endgültigen Sinns seines Lebens entscheidet. In der Erfahrung des Christseins bekommen diese Dinge nur ihren richtigen, dem Unvergänglichen untergeordneten Stellenwert.
Bei genauerer Betrachtung dieser Lösung kann man übrigens darauf kommen, dass dieses Unvergängliche nicht ein „Ding“, sondern Personenhaft sein müsste, höher als der Mensch. Genau das ist die Aussage der Bibel. Und von daher kann man Ursache und Überwindung von Angst auch von einer tieferen Perspektive her erkennen: am Mangel der Erfahrung einer „Gemeinschaft“ mit dieser Person. Ohne dem ist der Mensch allein. Diese ontologische Einsamkeit ist der tiefste Grund der Angst, und ihre endgültige Überwindung muss hier ansetzen