”Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.’ (Epheser 2,10)
Geistliche Reife ist nichts, was man sich anlesen oder erarbeiten kann. Das gehört sicherlich dazu sich auch mit Disziplin und Bibelstudium zu beschäftigen, aber das könnte theoretisch auch ein Ungläubiger tun. Es geht vielmehr darum, innerlich mehr und mehr zu begreifen und zu verstehen, was damals am Kreuz von Golgatha für einen persönlich geschehen ist. Wachsen und Reifen im geistlichen Leben geschieht dadurch, dass wir das Werk Jesu im wahrsten Sinne des Wortes ”sehen” und nicht auf unsere eigenen Fähigkeiten und Bemühungen starren. Im biologischen Sinne wachsen wir von alleine – das geschieht im geistlichen Sinne nicht zwangsläufig – In Hebräer 5,12 werden wir ermahnt, uns auch geistlich zu bewegen und mit dem zu arbeiten, was uns doch gegeben wurde: ”Und ihr, die ihr längst Lehrer sein solltet, habt es wieder nötig, dass man euch die Anfangsgründe der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht feste Speise”.
Geistliches Wachstum erfordert Glauben, Entscheidung und Hingabe! William McDonald schreibt in seinem Bibelkommentar unter anderem: „Das Ergebnis der Erlösung ist, dass wir »sein Gebilde« sind, eine Schöpfung Gottes, nicht unsere eigene. Ein wiedergeborener Christ ist ein Meisterstück Gottes. Wenn wir an das Rohmaterial denken, mit dem er sich zufriedengeben muss, so ist sein Werk umso erstaunlicher. Dieses Meisterstück ist in der Tat eine Neuschöpfung durch die Vereinigung mit Christus, denn »wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden« (2. Kor 5,17). Und der Sinn der Neuschöpfung findet sich in dem Ausdruck »zu guten Werken«. Es stimmt zwar, dass wir nicht durch gute Werke gerettet werden, doch es stimmt genauso, dass wir zu guten Werken errettet werden. »Gute Werke« sind nicht die Wurzel, sondern die Frucht. Wir tun keine Werke, um errettet zu werden, sondern weil wir errettet sind… Gottes Reihenfolge ist folgende: Glaube → Erlösung → gute Werke → Lohn. Glaube führt zur Erlösung. Erlösung führt zu »guten Werken«. Gute Werke werden von Gott belohnt. Doch nun erhebt sich die Frage: Welche Art von »guten Werken« soll ich denn tun? Paulus antwortet: »Gute Werke, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.« Mit anderen Worten, Gott hat einen Plan für jeden Menschen. Schon vor unserer Bekehrung hat er eine geistliche Karriere für uns geplant. Unsere Verantwortung besteht darin, seinen Willen für uns herauszufinden und diesem Willen zu gehorchen. Wir haben keinen eigenen Plan für unsere Leben auszuarbeiten, sondern den Plan anzunehmen, den er für uns vorgezeichnet hat. Das befreit uns von Neid und Unruhe, und macht uns sicher, dass unser Leben ihm ein Maximum an Ehre bringt, andere am besten segnet und uns den größten Lohn einträgt. Um die »guten Werke«, die er für uns geplant hat, herauszufinden, sollten wir:
- jede Sünde bekennen und lassen, sobald sie uns bewusst wird
- ihm ständig und ohne Vorbehalte hingegeben sein
- das Wort Gottes studieren, um seinen Willen zu erkennen, und dann tun, was immer er uns sagt
- jeden Tag Zeit im Gebet verbringen
- Gelegenheiten zum Dienst ergreifen, wie sie sich bieten, und
- die Gemeinschaft mit anderen Christen pflegen und ihren Rat einholen.
Gott bereitet uns für »gute Werke« zu, und er bereitet »gute Werke« für uns zu. Dann belohnt er uns, wenn wir sie tun. So groß ist seine Gnade“.
Was hat Gott uns als Grundlage mitgegeben?
- Die Wiedergeburt, also den neuen Menschen (Epheser 4, 22-24,
- Die Verwandlung durch den Geist (2. Korinther 3,18)
- Das ewige Leben (Römer 2,7)
- Befreiung von der Sünde (Römer 6,11)
- Der Tod des alten Menschen (Kolosser 3, 2-4)
- Vorbereitete Werke (Epheser 2,10)
- Jeden geistlichen Segen (Epheser 1, 3-14)
Was bleibt dann noch für uns?
Lesen wir dazu Epheser 4, 22-24: ”Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit”.
Es ist ein Willensakt sich den neuen Menschen anzuziehen, so wie man sich täglich frische Kleider anzieht. Es geht hier konkret um unser Tun und auch Lassen, unser ganzes Verhalten im Alltag. Wir sollten uns (und unsere Glieder) zur Verfügung stellen für den Dienst der Gerechtigkeit (Römer 6,19) und Gottes Geschenke dankbar ausleben und dabei auch darauf zu achten sich nicht durch andere ungeistliche Dinge manipulieren zu lassen. In Kolosser 2, 6-8: „Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt auch in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und gefestigt im Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, und seid darin überfließend mit Danksagung. Habt acht, dass euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß“.
Auf dem Weg zur Reife eines Christen gibt es keine Abkürzungen und jede Erfahrung (auch die weniger guten) dienen uns zum Besten und schaden uns letztlich nicht. Auch so etwas kann einen vorherbestimmten Weg ausmachen und beinhalten. Bevor man tatsächlich das Richtige machen kann, muss man manchmal zuvor das Falsche tun. Wir verpassen nichts, denn jeder Christ steht auch immer für sich selbst vor Gott und erlebt seine eigene Heiligung und Erziehung. Alles hat seine Zeit (Prediger 3,17). Und dabei sollten wir auch nicht auf andere schauen, die mit uns auf dem Weg sind. Was mit dem anderen Bruder und der anderen Schwester geschieht oder nicht geschieht, ist nicht unsere Sache (Johannes 21,22). Wir wachsen, weil Jesus uns dazu befreit hat.
Paulus schreibt der Gemeinde in Philippi folgendes: ”Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke – was ich allezeit tue in allen meinen Gebeten für euch alle, und ich tue das Gebet mit Freuden -, für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tage an bis heute; und ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu” (Philipper 1, 3-6).
Ein Ungläubiger wächst nicht, er wird nur älter. Wir werden als Christen zwar auch älter, aber wir wachsen in der Erkenntnis Jesu Christi. Das ist besser als jede andere Lebenserfahrung – und sei sie noch so wichtig oder auch niederschmetternd. Ein Gerechter fällt, lernt etwas daraus, und steht wieder auf (Sprüche 24,16). Unsere Einstellung, unsere Liebe, unser ”anziehen” und unsere Arbeit für den HERRN ist nicht vergeblich oder unbrauchbar, sondern hat seinen Nutzen und seine Wertigkeit. Selbst wenn wir oder andere das nicht immer erkennen. Wir leben im Sieg und nicht in der Niederlage. Die Zunahme im Werk des HERRN lässt dann auch die geistliche Reife erkennen, die wir im Glauben an die vollkommene Erlösung gerne umsetzen können und dann auch wollen. Als Christen leben wir als Überwinder von Sünde, Tod und Teufel. Durch Jesus Christus ist dies zu unserer persönlichen Realität geworden. Keiner wird daran je etwas ändern können, denn es ist vollbracht am Kreuz durch Tod und Auferstehung von Gottes Sohn Jesus Christus.
Paulus schreibt in 1. Korinther 15, 51-58: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: »Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?« Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus! Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn“! Amen.
Jörg Bauer