„Geliebte, ich ermahne euch als Gäste und Fremdlinge: Enthaltet euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten; und führt einen guten Wandel unter den Heiden, damit sie da, wo sie euch als Übeltäter verleumden, doch aufgrund der guten Werke, die sie gesehen haben, Gott preisen am Tag der Untersuchung“.  Petrus 2, 11-12 (Schlachter 2000)

Was ist es, was gegen die Seele streitet? Es ist das, wovor wir errettet werden müssen. Jesus sprach die Worte aus, die wir vor Gott im Gebet inhaltlich verwenden sollten. In Matthäus 6, 12-13 heißt es demnach: „Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen“. Wir haben als Menschen keinerlei recht Böses zu tun – niemals. Aber da wir es trotzdem tun, sind wir zu Sündern geworden und verfehlen dadurch die Herrlichkeit, die wir vor Gott haben sollten (Römer 3,23). Das Ziel wurde durch die Sünde und das damit einhergehende Böse  verfehlt. Sünde heißt auch im übertragenden Sinne so viel wie Zielverfehlung.

Gott wollte dem erschaffenen Menschen tatsächlich Herrlichkeit zukommen lassen. Aber durch die Sünde haben Menschen sogar Freude am Bösen bekommen. Wo das Böse praktiziert wird (wie immer es auch aussehen mag) ist es allein durch den Willen des Menschen geschehen. Nicht Gott, der den Menschen erschuf, hat ihm diese Veranlagung zum Bösen mitgegeben. Gott hat mit der Sünde nichts zu tun. Aber Gott hat darauf reagiert.

In Jesaja 66, 3-4 steht: „Wer einen Ochsen schächtet, [ist wie einer,] der einen Menschen erschlägt; wer ein Schaf opfert, [ist wie einer,] der einem Hund das Genick bricht; wer Speisopfer darbringt, [ist wie einer,] der Schweineblut [opfert]; wer Weihrauch anzündet, [ist wie einer,] der einen Götzen verehrt — sie alle erwählen ihre eigenen Wege, und ihre Seele hat Wohlgefallen an ihren Gräueln. Darum will auch ich erwählen, was sie quält, und über sie bringen, wovor ihnen graut; denn als ich rief, gab mir niemand Antwort; als ich redete, wollten sie nicht hören, sondern taten, was böse ist in meinen Augen, und erwählten, was mir nicht gefiel“!

Wie bekämpft Gott nun diesen Missstand? Auch dadurch, dass er das Böse zulässt und trotz des Bösen in dieser Welt letztlich mit seinen Absichten das Ziel erreicht – nämlich dem glaubenden Menschen die Herrlichkeit zu geben, die für ihn von Anfang an vorgesehen war. Der Mensch kann nicht mit Gott verhandeln oder ihn gar anklagen oder moralisch in die Verantwortung ziehen. Nicht wenige machen das ja und rufen empört aus, wie Gott denn das Leid und das Böse in der Welt zulassen kann? Dinge, die Gott tut oder zulässt, sind niemals im Ermessensspielraum von uns Menschen. Wenn also Gott auch durch das Böse etwas in Gang setzt und aufzeigt und sogar das Böse benutzen kann, um zum Guten zu gelangen, dann darf er das. Dies bedeutet aber nicht, dass wir das auch dürfen!

In Römer 3, 4-8 schreibt der Apostel Paulus: „Vielmehr erweist sich Gott als wahrhaftig, jeder Mensch aber als Lügner, wie geschrieben steht: »Damit du recht behältst in deinen Worten und siegreich hervorgehst, wenn man mit dir rechtet«. Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit beweist, was sollen wir sagen? Ist Gott etwa ungerecht, wenn er das Zorngericht verhängt? (Ich rede nach Menschenweise.) Das sei ferne! Wie könnte Gott sonst die Welt richten? Wenn nämlich die Wahrhaftigkeit Gottes durch meine Lüge überströmender wird zu seinem Ruhm, weshalb werde ich dann noch als Sünder gerichtet? Müsste man dann nicht so [reden], wie wir verleumdet werden und wie etliche behaupten, dass wir sagen: »Lasst uns Böses tun, damit Gutes daraus komme«? Ihre Verurteilung ist gerecht“!

Was ein Mensch will bzw. gut wäre, wenn er es will und was Gottes gerechter Wille ist, haben nicht immer dieselben Parameter und Voraussetzungen. Gott ist Gott und ein Mensch ist ein Mensch. Wenn Gott sich mancher Dinge bedient (unter Umständen auch gefährlicher Dinge), um seinen Willen durchzusetzen (und auch gemäß Römer 8,28 den Kindern Gottes alles zum Guten dienen zu lassen), dann steht das oft weit über unserem Verständnis und unserer Macht. Wir können mit uns selbst so niemals umgehen und sollten es auch nicht versuchen bzw. anderen in der Weise meinen einen Gefallen zu tun oder sie zu erziehen. Wer sind wir?

Dennoch sollen wir uns in gewisser Weise „göttlich“ verhalten. Auch wenn wir Gott in seiner Souveränität im Glauben und Vertrauen stehen lassen müssen, haben wir die Verantwortung uns in das geistliche Bild Jesu verwandeln zu lassen durch aktive Mitarbeit (2. Korinther 3,18). Wie das konkret aussehen kann, sagt uns Paulus in Epheser 5, 1-12:

„Werdet nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder  und wandelt in der Liebe, gleichwie auch Christus uns geliebt und sich selbst für uns gegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, zu einem lieblichen Geruch für Gott. Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht soll nicht einmal bei euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt; auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger (der ein Götzendiener ist), ein Erbteil hat im Reich des Christus und Gottes.  Lasst euch von niemand mit leeren Worten verführen! Denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. So werdet nun nicht ihre Mitteilhaber! Denn ihr wart einst Finsternis; jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts! Die Frucht des Geistes besteht nämlich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft also, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, deckt sie vielmehr auf; denn was heimlich von ihnen getan wird, ist schändlich auch nur zu sagen“.

Jörg Bauer