„Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne! Wisst ihr nicht: Wem ihr euch als Sklaven hingebt, um ihm zu gehorchen, dessen Sklaven seid ihr und müsst ihm gehorchen, es sei der Sünde zum Tode, oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit? Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde gewesen, nun aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Vorbild der Lehre, das euch überliefert worden ist. Nachdem ihr aber von der Sünde befreit wurdet, seid ihr der Gerechtigkeit dienstbar geworden“.  (Römer 6, 15-18)

Paulus spricht hier ein Thema an, was auch uns heutige Christen immer wieder betrifft. Vor allem dann, wenn es darum geht ein „christliches Leben“ zu führen und zu erklären, was es damit auf sich hat. Was heißt das überhaupt? Der Eingangstext macht deutlich, dass ein Mensch, der an die Vergebung seiner Sünde und Sünden glaubt, für die Gerechtigkeit dienstbar geworden ist. Mit anderen Worten: Gott kann ihn jetzt gebrauchen! Das war vorher nicht möglich, denn was hat die Gerechtigkeit zu tun mit der Ungerechtigkeit? In Römer 6,13 steht: „Gebt auch nicht eure Glieder der Sünde hin als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die lebendig geworden sind aus den Toten, und eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit“!

Gutes zu tun ohne Glauben an Jesus Christus ist reiner Humanismus. Man glaubt dann eben an die Menschlichkeit und feiert sich selbst. Aber das ist vom Menschenbild der Bibel so weit entfernt wie die Erde vom Merkur. Sicherlich ist das immer noch besser als sich die Köpfe einzuschlagen, aber erstens passiert das ja dennoch nur zu oft und zweitens bringt mir so ein an sich nettes und positives Verhalten nicht zur Vergebung meiner Sünden. Stattdessen besteht die Gefahr, dass man von seiner eigenen Sündhaftigkeit und Bedürftigkeit nach Erlösung sich immer weiter entfernt. Und dies im Irrglauben es nicht nötig zu haben, weil man ja so viel Gutes tut und nicht so ist wie viele andere, die ja nur an sich selbst denken. Manchmal denken allerdings auch Christen so – das ist ebenfalls eine Fehleinschätzung. In Lukas 18, 11-12 steht das Gleichnis vom Zöllner und vom Pharisäer, die beide zu Gott beten: „Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme“!

Das ist dann sozusagen die fromme Version des humanistisch denkenden Ungläubigen, der sich in einem besseren Licht vor der Gesellschaft sieht als viele andere. Woran orientiert sich so einer? An einer gewissen toleranten Weltanschauung und deren Grundwerte, die da wären: Respekt, die Unantastbarkeit der menschlichen Würde, das biologische Leben an sich, an die Freiheit der Gedanken, sowie Gewissens- und Gewaltfreiheit. Und sie meinen, wenn man das alles (und noch mehr) umsetzt, dann wären tatsächlich Frieden und Wohlstand und Freiheit auf diesem Planeten möglich. Aber die Wahrheit ist, dass es weder mit diesem Planeten noch mit dem Menschen besser wird. Das ist eine grüne Lüge und dient nur dem Selbstbetrug und der weiteren Abkehr vom himmlischen Schöpfer. Und das Schlimme daran ist, dass die Menschen es letztlich gar nicht sind, die diesen Planeten zerstören und kaputt machen (auch wenn sie fleißig daran arbeiten), sondern Gott wird das tun am Tag des Gerichts – wegen des Unglaubens und der Bosheit der Menschen. Für uns Christen gilt nun, dass wir die verbleibende Zeit für das Richtige und Positive nutzen sollen – und zwar im Sinne Gottes.

In Epheser 5, 15-17 steht: „Seht nun darauf, wie ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise; und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse. Darum seid nicht unverständig, sondern seid verständig, was der Wille des Herrn ist“! Und wenn wir uns als Kinder Gottes darum bemühen, dienen wir der Gerechtigkeit. Wem vergeben wurde, der wird nicht mehr von der Sünde beherrscht (auch wenn es sich dennoch manchmal noch so anfühlen mag), sondern er hat durch die Gnade Gottes täglich die Möglichkeit der Gerechtigkeit zu dienen. Und wer ist gerecht? Wer als durch Jesus Christus erlöster Mensch diese Gerechtigkeit umsetzt und sich darin auch übt und aus Dankbarkeit, Liebe und Mitleid heraus Gutes tut, die Wahrheit redet und seinem Glaubensleben Hand und Fuß gibt (Psalm 15). Gott liebt Gerechtigkeit! Und das ist auch der Grund, warum ER aus Liebe und Mitleid heraus diejenigen gerecht gemacht hat (durch Tod und Auferstehung von Gottes Sohn Jesus Christus), die daran von Herzen glauben wollen. Der Herrschaftsbereich der Sünde ist weggenommen und durch die Gnade ersetzt worden. In Römer 5,14 steht demnach: „Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade“. Gnade macht gerecht und Gerechtigkeit kann man ausleben und praktisch werden lassen. Und genau das sollen wir tun, zur Ehre Gottes.

William McDonald sagte: „Gnade bedeutet die Freiheit, dem Herrn zu dienen und nicht gegen ihn zu sündigen“.  Die Sünde ist nicht mehr das herrschende Lebensprinzip. Wir haben zwar nach wie vor eine sündhafte Natur, aber wir sind nicht mehr gezwungen, ihr permanent nachzugeben oder in totaler Verkennung meiner Stellung vor dem gerechten Gott zu meinen, ein gepflegter Humanismus macht aus mir einen strahlenden Ritter, zu dem alle aufschauen müssen. Wer Erlösung aus Gnade im Glauben an das biblische Evangelium erhalten und geglaubt hat, dient der Gerechtigkeit vor Gott und nicht dem Humanismus vor Menschen.

Jörg Bauer